Eine haarige Angelegenheit...
Die Tage werden kürzer, das Fell unserer lieben Vierbeiner dafür länger und dichter... Die Zeit des Fellwechsels ist angebrochen.
Während viele direkt zur Schermaschine greifen, sitzen andere das Thema mit dem Teddyfell länger aus, oder lassen es die ganze kalte Saison stehen. Die Handhabe mit dem Winterpelz sollte individuell nach den Bedürfnissen des Pferdes entschieden werden. Wichtige Faktoren sind hier die Haltungsform und das Arbeitspensum, mit dem daraus resultierendem Transpirationsverhalten.
Nass geschwitzt ≠ Nass geregnet
Egal ob geschoren, eingedeckt, in Boxenhaltung oder im Offenstall, eines gilt für alle Pferde: Nach einem schweißtreibenden Training sollten sie so schnell wie möglich wieder trocknen.
Wer jetzt denkt: Moment mal, was ist denn mit den Pferden im Offenstall, die auch durch Regen nass werden? Hierzu ein kleiner Exkurs in die Zusammensetzung des Pferdeschweißes. Dieser enthält zu einem relativ hohen Anteil das Protein Latherin, dieses sorgt für eine Herabsetzung der Oberflächenspannung. Dadurch wird die "Durchnässung" des von Natur aus wasserabweisenden Pferdefells ermöglicht, die Körpertemperatur kann durch Verdunstungskälte gesenkt werden. Viele kennen vielleicht das Phänomen, dass Pferdeschweiß nach besonders intensiven Einheiten und bei Reibung fast wie Eischnee aufschäumt. Dies wird durch Latherin hervorgerufen, welches zusätzlich leicht antimikrobiell wirkt.
Während dies im Sommer eigentlich kein Problem darstellt, sind Pferde im nass geschwitztem Zustand in der Winterzeit anfällig für Verkühlungen, die Muskelverspannungen oder sogar Atemwegserkrankungen verursachen können.
Trocken gelegt: Die Sache mit den Abschwitzdecken
Die altbewährte Lösung sind hierfür Abschitzdecken. Doch auch hier gibt es Unterschiede vor allem hinsichtlich der Materialzusammensetzung.
Die meistverbreiteten Varianten sind Modelle aus Fleece. Diese funktionieren bei einem leicht geschwitztem Pferd gut, da sie den Schweiß rasch aufnehmen. Doch dies ist auch schon die Krux des Ganzen. Fleecedecken nehmen den Schweiß auf, leiten ihn aber nicht nach außen zur Oberfläche, wo er verdunsten könnte. Heißt im Klartext, ein sehr stark geschwitztes Pferd benötigt nach einer gewissen Trocknungszeit eine zweite trockene Decke um weiter trocknen zu können. Das Thema Stauhitze unter nicht-funktioneller Kunstfaser und die Mikroplastik Thematik beim Waschen kommen hier noch dazu.
Betrachtet man einmal Decken aus Wolle oder Wollmischgewebe, so funktioniert die Faser in verarbeiteter Form genauso wie am Körper des ursprünglichen Trägers. Sie speichert Wärme und leitet die Feuchtigkeit nach außen vom Körper weg. Zusätzlich besitzen Decken aus Wolle ein höheres Eigengewicht und liegen dadurch anschmiegsamer auf dem Pferderücken.
Früher nutzte man als erste Instanz nach dem Training Decken aus Frottee. Die Baumwollfaser nimmt den Schweiß gut auf, ist hautverträglich und lässt sich bei 60 Grad in der Maschine waschen. Eine gute Lösung um die Pferde im ersten Schritt trocken zu frottieren.
Wer den Luxus eines Pferdesolariums hat, kann natürlich darauf zurückgreifen. Hierbei sollte nur auf genügend Abstand der Lampen des Solariums zum Pferdekörper geachtet werden.
Abpflegen - Winter wie Sommer
Wie bereits vorhin erwähnt, hat Pferdeschweiß durch Latherin einen gewissen Eiweißanteil. Dies ist, neben dem Salzgehalt, dafür verantwortlich, dass beim Trockenvorgang Rückstände im Fell verbleiben und dieses manchmal sogar verkleben lassen. Um die natürliche Funktion des Fells aufrecht zu erhalten und Hautirritationen vorzubeugen, sollten die Schweißränder immer entfernt werden. Dies kann je nach Stallsituation mit warmen Wasser und anschließender Trocknung unter dem Solarium oder mit den passenden Bürsten erfolgen.
Die richtige Routine entwickelt sich im Laufe der Zeit und variiert natürlich nach der jeweiligen "Wohn-" und Trainingssiuation. Wir hoffen wir konnten Ihnen ein paar Anregungen für die kalte Saison geben.